In den ersten Jahren von Minecraft erkundeten alle Spieler die Klötzchenwelt als Steve – der kultige Avatar im blauen T-Shirt, über den nicht sonderlich viel bekannt ist. 2015 kam dann mit Alex die erste weibliche spielbare Figur hinzu, mit der auch Spielerinnen in Minecraft repräsentiert wurden. Für Owen Jones, Director of Creative Communications beim Spieleentwickler Mojang Studios, wurde damals ein wichtiger Schritt gemacht: „Nicht alle Spielerinnen und Spieler können sich mit dem guten alten Steve identifizieren“, erklärte er in einem Interview mit The Verge.
Mit der Einführung von Alex fühlten sich endlich auch weibliche Fans angesprochen, die schon seit den Anfängen des Spiels maßgeblich Innovationen beitragen und zu den faszinierendsten Persönlichkeiten und beliebtesten Creatorn in der Community gehören. Allen voran Aphmau, die inzwischen den Minecraft-Kanal mit den meisten Zuschauern unterhält und Rollenspiele als eines der beliebtesten Formate geprägt hat, oder iHasCupquake, auf die die ersteVersion von Die Tribute von Panem in Minecraft zurückgeht.
Wir wollten mehr über die Frauen in der Welt von Minecraft erfahren und haben dazu mit Lydia Winters gesprochen, die in den Anfangstagen des Spiels für ihren YouTube-Kanal MinecraftChick einige der meistgesehenen Minecraft-Videos produzierte. Heute arbeitet sie als Chief Storyteller bei Mojang und ist mit ihrem Team für die Geschichten zuständig, die mit Minecraft auf der ganzen Welt erzählt werden. Lydia war die erste weibliche Mitarbeiterin des Unternehmens.
Die Welt der Gaming-Creator war lange Zeit stark von Männern dominiert. Wie hast du dich als Frau in dieser Welt gefühlt?
„Damals war ich eine der ersten Frauen, wenn nicht sogar die erste Frau, die Minecraft -Videos gemacht hat. Das war wirklich nicht leicht. Ich habe versucht, mir treu zu bleiben und Inhalte zu veröffentlichen, die ich mir selbst gerne ansehen würde. Weil ich neben dem Gameplay auch mein Gesicht gezeigt habe, gab es zuerst viel Kritik. Ich würde damit Aufmerksamkeit erhaschen wollen und so. Inzwischen macht das aber fast jeder. In dem Bereich war ich sicher eine der Vorreiterinnen. Zu Beginn meiner Creator-Laufbahn habe ich zusammen mit einem männlichen Gamer ein Video für seinen Kanal erstellt. Die Kommentare zu dem Video waren so schlimm, dass er es gelöscht hat. So etwas hatte er bis dahin noch nicht erlebt.
Weibliche Creator haben häufig mit Cybermobbing und Hasskommentaren zu kämpfen. Mit der Zeit lernt man aber, damit umzugehen. Heutzutage spreche ich oft über das Thema, denn ich finde, männliche Creator sollten verstehen, dass man als Frau im Internet anders behandelt wird. Damals habe ich weitergemacht, weil viele Zuschauer und andere Creator auf meiner Seite waren und mich unterstützt haben.“
Was ist das Besondere an der Minecraft -Community auf YouTube, das man woanders nicht unbedingt findet? Wie sieht deine Fanbase aus?
„Meine Community war immer sehr engagiert. Der Support über Kommentare und die Begeisterung für meine Videos waren groß. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie mich iHasCupquake wegen einer Kollaboration angesprochen hat. Damals war ihr Kanal noch klein und meiner schon etwas größer. Zehn Jahre später macht sie immer noch phänomenale Videos. Sie ist eine echte Freundin geworden. Das macht die Community auch aus: dass man Freundschaften fürs Leben schließt.“
Unterscheiden sich Minecraft -Communities von anderen Gaming-Communities, die du kennst?
„Ich würde sagen, dass die Minecraft -Community auf YouTube inklusiver ist als andere. Bei Minecraft ist das Geschlechterverhältnis relativ ausgewogen und ich finde es toll, dass inzwischen so viele Frauen Minecraft spielen und dazu YouTube-Videos machen. Die Welt von Minecraft ist wahnsinnig vielfältig, da findet jeder Video-Creator seine Nische. Von handlungsbasierten Inhalten wie bei StacyPlays über Speedruns bis hin zu Frauen mit pink gefärbten Haaren, die von ihren Missgeschicken im Spiel berichten, gibt es allerhand zu entdecken.“
Wie ist es, bei Mojang zu arbeiten? Wo siehst du Schnittstellen zwischen der Spieleentwicklung und der Arbeit als Creator?
„Als ich bei Mojang Studios angefangen habe, war ich erst die siebte Person, die eingestellt wurde. Ich war die erste US-Amerikanerin und die erste Frau im Unternehmen. Nach zehn Jahren kann ich sagen, dass sich im Bereich Gleichberechtigung und Diversität viel getan hat. Zu Beginn war es nicht ganz leicht, die einzige Frau zu sein, aber ich habe mich nicht versteckt. Ich freue mich über die Veränderungen, die wir im Laufe der Zeit angestoßen haben und weiterhin anstoßen, um noch inklusiver zu werden. Unsere Community erstreckt sich in jeden Winkel der Erde. Wir brauchen Mitarbeiter mit unterschiedlichem Hintergrund, damit wir Gamer auf der ganzen Welt mit unserem Spiel ansprechen können.
Viele im Unternehmen waren wie ich Communitymitglieder der ersten Stunde, es gibt also zahlreiche Schnittstellen zwischen der Entwicklung von Spielen und der Arbeit als Creator. Wenn ich beispielsweise ein Minecraft Live plane, kann ich die Fähigkeiten einsetzen, die ich als YouTube-Creator erlernt habe.“